Open Space "Gesundes Altern am Arbeitsplatz trotz Veränderungsdruck"
7. November 2007 im Jugenstiltheater des Otto Wagner Spitals
Ausgehend von den positiven Erfahrungen des Wiener Infor-mationsnetzwerkes mit Großveranstaltungen wurde von den Allianzpartnern am 7. November 2007 der ganztägige Open Space „Gesundes Altern am Arbeitsplatz trotz Veränderungs-druck“ im Jugendstiltheater des Otto Wagner Spitals als erstes gemeinsames Projekt veranstaltet.
Der Einladung folgten ca. 280 TeilnehmerInnen, wobei ungefähr 80% aus den Einrichtungen der Allianzpartner stammten, allen voran die MitarbeiterInnen des Wiener Krankenanstaltenve-rbundes, die etwa die Hälfte aller TeilnehmerInnen stellten. Die weiteren 20% setzten sich aus Verantwortlichen und ExpertInnen des Wiener Gesundheitswesens zusammen (Magistratsab-teilungen, Sozialversicherungen, Berufsverbände, Gewerk-schaften, Gesundheitsförderungseinrichtungen).
Ziel des Open Space war die Information und Motivierung relevanter ExpertInnen und Führungskräfte der Wiener Spitäler, Pflegeeinrichtungen und Seniorenwohneinrichtungen zum Thema gesundes Altern. Im Besonderen sollten die Teilneh-merInnen unterstützt werden, Lösungen für ihr konkretes Organisationssetting zu suchen und zu verstehen, persönliche Handlungsspielräume identifizieren und nutzen zu lernen und Partnerschaften zwischen Häusern / Personen zu bilden.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Mag. a Sonja Wehsely , Stadträtin für Gesundheit und Soziales, und Susanne Jonak , Stv. Vorsitzende der HG II - Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Beide betonten aus ihrer jeweiligen Perspektive, welche Herausforderungen vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der Neuregelungen der Pensionsgesetze hier in Zukunft zu bewältigen sind - Herausforderungen, die nur in gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten zu lösen sind und zu deren Lösung die MitarbeiterInnen konkrete Maßnahmen im Open Space erarbeiten sollten.
Den Willen und die Bereitschaft der Träger von Krankenhäusern, Pflege- und Seniorenwohneinrichtungen, zu Lösungen bei-zutragen, signalisierten auch die VertreterInnen der Allianzpartner in einer anschließenden Podiumsrunde.
Die Einführung in das Thema wurde mit einem Fachinput „Altern in Gesundheit für MitarbeiterInnen: Modelle und Empfehlungen“ durch Mag. a Christina Dietscher und Hermann Schmied (Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie) abgeschlossen. Der Schwerpunkt des Inputs lag neben einer kurzen Untermauerung der Ausgangs- und Problemlage auf folgenden Themen: demographische Entwicklung der Beschäftigten in den nächsten 20 Jahren, hohe berufsim-manente (Grund-)Belastung in Gesundheitsberufen, wissen-schaftliche Erkenntnisse zu altersbedingten Veränderungen in der Leistungsfähigkeit von MitarbeiterInnen, Probleme, die sich für Organisationen ergeben, prinzipielle Lösungsansätze. (Vortragsfolien hier als Download >>)
Nach Juhani Ilmarinen soll ein umfassendes Konzept für alternsgerechtes betriebliches Gesundheitsmanagement folgende vier Handlungsfelder umfassen:
- Förderung der individuellen somato-psycho-sozialen Gesundheit (z.B. Rückenschulen, Anti-Stress-Seminare etc.)
- Gestaltung von Arbeitsumfeld, Arbeitsprozessen, Arbeitszeit (z.B. Hebehilfen, „altersgemischte“ Teams, Nacht- und Schichtdienstgestaltung , flexible Arbeitszeitmodelle etc.)
- Förderung professioneller Kompetenz (z.B. Ausbau horizontaler Karrieremodelle, Förderung von Life-Long-Learning etc.)
- Unternehmenskultur und Führung (z.B. Altersorientierung verankert in Leitbild und Unternehmensstrategie, Age-Awarness-Kurse für Führungskräfte, regelmäßige Zukunftsgespräche mit MitarbeiterInnen etc.)
Nach diesen Programmpunkten wurde der eigentliche Open Space mit dem Sammeln von Themenvorschlägen eingeleitet. Insgesamt meldeten sich 17 GruppenleiterInnen, die folgende Themen für anschließende Arbeitsgruppen einbrachten:
- Zeit und Anzahl der MitarbeiterInnen
- Arbeitsplätze Arbeitszeit
- Alte MitarbeiterInnen in kleinen Teams - Die Balance der Diensteinteilung
- Unternehmenskultur
- Neue Arbeitszeitmodelle für ältere MitarbeiterInnen
- Ältere MitarbeiterInnen als Schatz - Was ist dieser Schatz dem Unternehmen wert?
- Politik unternehmen - Zum Umdenken bewegen z.B. Gesetzesänderung, Arbeitszeit, Bonus Malus
- Rettet die Statistik - Belügen wir uns selber?
- Vom Lippenbekenntnis zur Tat
- Körper & Seele
- Humor – Kreativität
- Betriebliches Sozialwesen
- Personal-„Politik“ für Ältere - Neue Jobs
- Qualifizierung/ Horizontale Karrieremöglichkeiten – Was ist möglich, unter welchen Voraussetzungen?
- Identifizierung mit der Organisation
- Fitness?
Die meisten TeilnehmerInnen hatte die Arbeitsgruppe „Neue Arbeitszeitmodelle für ältere MitarbeiterInnen“ (22), gefolgt von „Qualifizierung/ Horizontale Karrieremöglichkeiten – Was ist möglich, unter welchen Voraussetzungen?“ (17) und „Ältere MitarbeiterInnen als Schatz - Was ist dieser Schatz dem Unternehmen wert?“ (13).
Beendet wurde der Open Space mit Kurzberichten aus den Arbeitsgruppen im Plenum (vgl. Dokumentation der Arbeitsgruppen: PDF hier zum Downloaden) und einer abschließenden Diskussion der AllianzvertreterInnen.
Resümee zum Open Space
Vorausgeschickt soll werden, dass - gemessen am Interesse, der Beteiligung, Organisation und Durchführung - von einer sehr erfolgreichen Veranstaltung gesprochen werden kann. Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass die Wahrnehmung und das Feedback der einzelnen TeilnehmerInnen sehr unter-schiedlich ausfiel, was teilweise mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen in Zusammenhang gebracht werden kann. Personen, die das erste Mal an einer Veranstaltung in diesem Format teilgenommen haben, zeigten sich beeindruckt und gaben an, persönlich durch den Austausch – „den Blick über den Tellerrand des eigenen Tätigkeitsfeldes“ – viel gelernt und profitiert zu haben. Personen, die speziell schon am Open Space „Alt – g'sund – aktiv – aber wie? Gesundheitsförderung für und durch ältere MitarbeiterInnen“ vor zwei Jahren teilgenommen haben, zeigten sich ein Stück enttäuscht, dass sich in der Zwischenzeit zu wenig in Richtung Lösungsmaßnahmen entwickelt hat.
Zusammenfassend sind an diesen Feedbacks auch klar die Chancen und Grenzen einer Veranstaltung dieser Art ablesbar. Erreicht werden können Vernetzung, Austausch, persönliche Lernerfahrungen und Sensibilisierung unterschiedlicher Stake-holder für ein Thema und die damit verbundenen Probleme und Herausforderungen. Ein Open Space ist aber auch ein ein-maliges und „unverbindliches“ Zusammentreffen ohne Einbet-tung in Organisations- und Auftraggeberstrukturen, sodass Kontinuität und Umsetzung von Maßnahmen jenseits der Einflussmöglichkeiten dieses Events liegen.